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Interpreters

Die Verdolmetschung

Was ist Dolmetschen?

Wenn Menschen miteinander reden möchten, die nicht dieselbe Sprache sprechen, helfen Dolmetscherinnen und Dolmetscher weiter. Sie bauen sprachliche Brücken zwischen den Kulturen. Ihre Rolle besteht darin, Konzepte effizient und präzise von einer Sprache in die andere zu übertragen. Sie verstehen die sprachlichen und kulturellen Feinheiten jeder Aussage und geben diese nuanciert wieder. 

Arten der Verdolmetschung

Simultandolmetschen:

Beim Simultandolmetschen erfolgt die mündliche Übersetzung fast zeitgleich zur Originalrede. Die Dolmetschteams sitzen in schallisolierten Dolmetschkabinen. Sie hören die Originalrede über Kopfhörer und dolmetschen in ein Mikrofon. Diese Verdolmetschung hört das Publikum in seinen Kopfhörern. Für jede Zielsprache ist ein zweiköpfiges Dolmetschteam pro Kabine erforderlich. Da das Simultandolmetschen höchste Konzentration erfordert, wechseln sich die Dolmetscherinnen und Dolmetscher alle 20 bis 30 Minuten ab. Simultandolmetschen ist die beste Option bei Konferenzen und Sitzungen mit vielen Teilnehmenden und/oder mehreren Sprachen wie z.B. Kongressen, Kolloquien etc. 

  •  Vorteile: Zeitersparnis, komfortables und flexibles Zuhören, bessere Sitzungsdisziplin, vollständige und detailgenaue Übersetzung, hochqualitative Verdolmetschung dank komfortabler akustischer Arbeitsbedingungen für die Dolmetschteams, Technik-Support vor Ort 
  • Nachteile: kostspieliger (je nach verwendeter Ausstattung), Platzbedarf der Dolmetschkabinen 

Geeignet für: Konferenzen, Kongresse, Symposien, Kolloquien, Seminare, Versammlungen, Pressekonferenzen, Schulungen und vieles mehr. 

Verdolmetschung mit Personenführungsanlage:

Bei einer Personenführungsanlage (PFA), manchmal auch Flüsteranlage oder Infoport genannt, handelt es sich um eine tragbare technische Anlage mit ein oder zwei Mehrkanal-Mikrofonsendern – einem für den Original-Redebeitrag und einem für die Verdolmetschung – sowie 20 Empfänger-Kopfhörern für das Publikum. Die Anlage wird mit aufgeladenen Kopfhörern und Ersatzbatterien für das Mikrofon bereitgestellt. Da der ursprüngliche Einsatzzweck einer Personenführungsanlage Baustellen- oder Betriebsbesichtigungen sind, ist sie auf sehr kleine Gruppen ausgerichtet. Falls Redebeiträge ohne Mikrofon und ohne Saalbeschallung gehalten werden, muss gewährleistet sein, dass das Dolmetschteam sich frei im Raum und ggf. näher zu den Rednerinnen und Rednern bewegen kann, um den zu verdolmetschenden Beitrag laut genug zu hören. 

  • Vorteile: mobile Anlage, geeignet für Besichtigungen, preisgünstig. 
  • Nachteile: mehrere Personen sprechen gleichzeitig, Beschränkung auf zwei Arbeitssprachen, Beschränkung auf eine kleine Gruppe. 

Geeignet für: Besichtigungen von Baustellen und Betrieben, kleine Arbeitsgruppen, etc. 

Konsekutivdolmetschen:

Beim Konsekutivdolmetschen wird eine Rede abschnittweise, d.h. im ständigen Wechsel mit dem Original, mündlich übersetzt. Die Dolmetscherin oder der Dolmetscher setzt sich neben die Person, die das Wort ergreift, macht sich kurze Notizen und nutzt diese als Gedächtnisstütze für die Verdolmetschung. Diese Art des Dolmetschens eignet sich eher für Tischreden, Eröffnungsreden, Sitzungen mit wenigen Teilnehmenden oder Verhandlungen im kleinen Kreise. Das Honorar für eine Konsekutivverdolmetschung liegt im Allgemeinen ca. 30 % über dem Honorar für eine Simultanverdolmetschung. Für optimale Qualität ist auch hier ein zweiköpfiges Dolmetschteam notwendig. Dolmetscht eine Person allein, muss die Arbeitszeit auf höchstens eine Stunde ohne Überziehen beschränkt sein. 

  • Vorteile: platzsparend, keine Mietkosten für Dolmetschtechnik, langsameres Tempo, das den anwesenden Verhandlungsparteien mehr Zeit zum Nachdenken lässt. 
  • Nachteile: Stückelung und Ausdehnung der Redebeiträge, Beschränkung auf eine Zielsprache, eingeschränktes Angebot an Dienstleistenden. 

Geeignet für: zweisprachige Sitzungen im kleinen Kreise, Eröffnungsfeierlichkeiten. 

Verhandlungsdolmetschen/Flüsterdolmetschen:

Beim Flüsterdolmetschen wird mit gedämpfter Stimme für ein oder zwei Personen in unmittelbarer Nähe gedolmetscht. Soll für mehr als zwei Personen gedolmetscht werden, wird ein tragbares System (Personenführungsanlage, siehe oben) benötigt. 

  • Vorteile: kostengünstig, zeitsparend 
  • Nachteile: weniger präzise, auf zwei Personen beschränkt, mehrere Stimmen sind gleichzeitig zu hören, die Originalrede ist für die Dolmetscherinnen und Dolmetscher akustisch oft schwer zu verstehen 

Geeignet für: Verhandlungen, Besichtigungen etc. 

Ferndolmetschen (remote simultaneous interpreting – RSI):

Die Dolmetscherinnen und Dolmetscher arbeiten von zu Hause oder aus einem Dolmetsch-Hub. Der Hub hat den Vorteil, dass dort ein Technikteam zur Verfügung steht. Dies ist eine zusätzliche Qualitätsgarantie. Der Hub ist schallisoliert und mit Dolmetschkabinen sowie Bildschirmen ausgestattet, damit die Dolmetschteams der Veranstaltung per Fernteilnahme folgen können. Das Technikteam kümmert sich um die Online-Dolmetschplattform, die Kabinen und die Dolmetschkanäle. Einige Hubs haben auch Platz für Rednerinnen und Redner sowie die Moderation und bieten ihrer Kundschaft umfassenderen Service. 

Beim Dolmetschen von zu Hause greifen die Dolmetscherinnen und Dolmetscher über ihren eigenen Computer auf eine Online-Dolmetschplattform zu. Im Zuge der Corona-Pandemie hat diese Art des Dolmetschens einen Boom erlebt, setzt aber die Beherrschung der entsprechenden Plattform sowie bestimmten technischen Anforderungen genügende Ausstattung voraus (Vermeidung akustischer Schocks, schallisoliertes Umfeld, hochwertiges Mikrofon). Da diese Form des Dolmetschens zu schnellerer Ermüdung führt, eine hohe kognitive Belastung mit sich bringt und die Dolmetscherinnen und Dolmetscher parallel auch noch weitere Aufgaben übernehmen müssen, sind kürzere Arbeitszeiten und regelmäßige Pausen dringend angeraten. Selbst für kurze Sitzungen von bis zu einer Stunde raten wir zu einem zweiköpfigen Dolmetschteam, um insbesondere im Fall eines technischen Problems oder Ausfalls die Fortsetzung der Verdolmetschung zu gewährleisten. 

Die Qualität der technischen Ausstattung der Rednerinnen und Redner (Kopfhörer und Mikrofon) muss unbedingt im Vorfeld überprüft werden. Dies wird gerne vernachlässigt, hat aber weit reichende Folgen für die Qualität der Veranstaltung. 

  • Vorteile: keine Anreise (d.h. Zeit- und Kostenersparnis), ermöglicht die Fortsetzung der Arbeit aus dem Home-Office, begünstigt die Verdolmetschung von Videokonferenzen (was vor der Pandemie nicht unbedingt der Fall war) 
  • Nachteile: kein persönlicher Kontakt wie bei Präsenzveranstaltungen, Ton-/Bildqualität, Multitasking der Dolmetscherinnen und Dolmetscher, unwägbare Tonqualität der Redebeiträge 

Geeignet für: eine große Bandbreite an Veranstaltungen mit Fernteilnahme oder im Hybridformat, Videokonferenzen, Schulungen etc. 

Wie finde ich die richtigen Dolmetscher*innen?

Im Verzeichnis der CBTI können Sie eine Suche anhand von Kriterien wie Arbeitssprachen (A=erste Zielsprache, B=zweite Zielsprache, C=passive Sprache) und thematischen Fachgebieten durchführen. Wer sich für Mitglieder der CBTI-BKVT entscheidet, entscheidet sich für Dolmetscherinnen und Dolmetscher mit Qualifikationsnachweis. Gerne beantworten diese im Vorfeld Ihrer Veranstaltung Ihre Fragen und beraten Sie. 

Dolmetschen – keine Glückssache

In der Broschüre „Interpreting: Getting it right“ erfahren Sie, was zu bedenken ist und welche Informationen Sie Ihrem Dolmetschteam zukommen lassen sollten. 

Für die richtige Wahl sind mehrere Parameter zu berücksichtigen: die Sprachkombination Ihrer Veranstaltung, die Art der Verdolmetschung, das Thema der Sitzung, Zeit und Ort der Veranstaltung und vieles mehr. Unsere Broschüre gibt Ihnen einen Überblick und enthält wertvolle Informationen zu den benötigten Sitzungsdokumenten, der erforderlichen technischen Ausstattung und Tontests, Reise- und Unterbringungskosten und anderen den Preis beeinflussenden Aspekten.

Marktpraktiken: Vademecum zu öffentlichen Ausschreibungen

Dieses Vademecum richtet sich hauptsächlich an öffentliche Stellen, die Dolmetschdienstleistungen in Anspruch nehmen. Darin werden die zentralen Konzepte für die Erstellung eines effizienten Lastenheftes beschrieben. Dieses ist das A und O für eine gelungene Zusammenarbeit mit dem Dolmetschteam, das den Zuschlag erhalten hat, und für höchste Zufriedenheit seitens des Auftraggebenden. 

In dieser Broschüre wird ausschließlich auf die berufspraktischen Aspekte eines Lastenheftes eingegangen – rechtliche und finanzielle Fragen werden nicht behandelt. 

Sie ist als nützliche Handreichung für die Erstellung Ihres Lastenheftes und die Formulierung Ihrer dolmetschtechnischen Anforderungen anhand der besten Praktiken unseres Sektors gedacht. 

Fragen und Antworten

Warum zwei Personen pro Sprache? 

Dolmetschen erfordert höchste Konzentration und geistige Anstrengung. Untersuchungen per Computertomographie haben ergeben, dass Dolmetscherinnen und Dolmetscher nach Fluglotsen die intensivste mentale Aktivität aufweisen. Daher wechseln sie sich beim Dolmetschen normalerweise alle 20 bis 30 Minuten ab. Doch auch während ihrer Dolmetschpause bleiben sie aufmerksam, um ihrer Kollegin oder ihrem Kollegen ggf. Zahlen, Namen oder Fachbegriffe zuzuspielen. 

Für sehr lange Sitzungen von über 10 Stunden (inkl. Pausen) empfiehlt sich ein dreiköpfiges Dolmetschteam oder gar ein Reserveteam pro Kabine. 

Was sind die Arbeitszeiten? 

Dolmetscherinnen und Dolmetscher passen sich der Veranstaltungsdauer an. Ein klassischer Arbeitstag übersteigt jedoch nur selten acht Stunden (inkl. Pausen) bei Präsenzveranstaltungen bzw. sechs Stunden (inkl. Pausen) bei Veranstaltungen mit Fernteilnahme. Wird dieser Zeitrahmen überschritten, werden Überstunden in Rechnung gestellt.   

Dolmetsch-Honorare werden als Pauschalen und nicht etwa nach Stunden berechnet. Seitdem das Ferndolmetschen Fuß gefasst hat, wurde die Dauer vieler Veranstaltungen reduziert. Außerdem bedeutet selbst ein kurzer Dolmetschauftrag oft, dass am selben Tag kein weiterer Auftrag angenommen werden kann, da die Veranstaltungszeiten (inklusive Techniktest etc.) nicht miteinander vereinbar sind. In jedem Fall liegt das Honorar nie unter der Mindestpauschale.  

Diese Pauschale umfasst auch die Vorbereitungszeit für einen Dolmetschauftrag, d.h. die Zeit, die für die Sichtung erhaltener Dokumente sowie für Recherchen aufgewendet wird. 

Wenn die Dolmetscherinnen und Dolmetscher im Falle von RSI an Techniktests und ähnlichem teilnehmen müssen, sollte dem bei der Bezahlung entsprechend Rechnung getragen werden.   

Kann alles verdolmetscht werden? 

Dolmetscherinnen und Dolmetscher übertragen prinzipiell mündliche Beiträge. Die Qualität der Verdolmetschung hängt dementsprechend von der Qualität des Originals und von der zur Verfügung gestellten Technik ab. Werden Reden nicht frei gehalten, sondern abgelesen, ist es unerlässlich, den Dolmetscherinnen und Dolmetschern diese im Vorfeld schriftlich zu geben, damit sie sie vorbereiten können. Videos werden normalerweise nicht verdolmetscht, es sei denn, sie bzw. ein Transkript wurden bereits im Vorfeld zur Verfügung gestellt. 

Darf man eine Verdolmetschung aufzeichnen? 

Die Verdolmetschung ist für die direkte, unmittelbare Nutzung durch das Publikum während einer Konferenz vorgesehen. Sie dient der Kommunikationserleichterung. Ohne vorherige Zustimmung der Dolmetscherinnen und Dolmetscher darf keine Aufzeichnung oder Ausstrahlung der Verdolmetschung erfolgen. Sie haben die Rechte geistigen Eigentums an ihrer Dolmetschleistung inne. Wenn Aufzeichnungen ausgestrahlt oder weitergegeben werden, wird im Allgemeinen ein Aufschlag in Höhe von mindestens 30 % des vereinbarten Honorars fällig. 

Dolmetscherinnen und Dolmetscher sind an das Berufsgeheimnis gebunden und geben in keinem Fall Informationen weiter, die sie im Rahmen ihres Auftrags erhalten haben. Es ist ihnen untersagt, jedwede vertrauliche Information zum eigenen Nutzen oder zum Nutzen Dritter zu verwenden.